Geschenk des Himmels

17.02.2017

Für Direktor Manfred Strigl ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Seit 15. Januar hat das Haus Johannisthal wieder eine Ordensfrau. Schwester Hedwig kommt von den Solanusschwestern in Landshut in die Oberpfalz.

65 Jahre lang waren die Mallersdorfer Schwestern die guten Seelen in Johannisthal, seit 1948 das Diözesanexerzitienhaus seine segensreiche Arbeit aufgenommen hatte. Im Mai 2014 rief sie das Mutterhaus überraschend zurück. "Das ging damals ganz schnell", erinnert sich Pfarrer Strigl. Der plötzliche Rückzug sei emotional nur schwer zu begreifen gewesen.

Seitdem bemühte er sich um Nachfolger für die Mallersdorfer Schwestern. Er schrieb zahlreiche Ordenskongregationen an. "Wir haben eineinhalb Jahre hingebetet", verrät der Pfarrer, der seit 2015 auch Regionaldekan ist. Vor einem Jahr sei er mit Schwester Hedwig ins Gespräch gekommen. "Das war wie ein Geschenk vom Himmel." Mitte September habe er dem Personal mitgeteilt, dass Schwester Hedwig das Team verstärken werde. Großes Ziel sei es, dass die Ordensfrau keine Einzelkämpferin bleibe und noch eine zweite oder dritte Schwester zur Unterstützung bekomme.

Neun Jahre Generaloberin

Schwester Hedwig kommt von der Kongregation der zu den Franziskanern gehörenden Solanusschwestern, die es seit 90 Jahren in Landshut gibt. Die letzten neun Jahre war sie bis Mai 2016 Generaloberin. Ihr unterstanden nicht nur 30 Schwestern, sondern als Aufsichtsratsvorsitzende forderte die Leitung des Kinderkrankenhauses St. Mairen in Landshut mit 120 Betten und 514 Mitarbeitern ihre ganze Kraft. Zur Klinik gehören noch ein Sozialpädiatrisches Zentrum, ein Perinatalzentrum und eine Berufsfachschule für Kinderpflege in Vilsbiburg mit 75 Ausbildungsplätzen. Die Regensburgerin hat es zwischen 2013 und 2015 geschafft, das Krankenhaus als selbstständiges Unternehmen (gGmbH) aus dem Orden auszugliedern.

"Das war schon heftig", sagt sie rückblickend auf ihre Managertätigkeit. Das Pensum sei nur durch regelmäßige Auszeiten zu bewältigen gewesen. Immer wieder verbrachte sie einige Tage im Kloster, um zu lesen, spazieren zu gehen und zu beten. Aus dieser Zeit kennt sie auch Johannisthal. "Neun Jahre als Generaloberin reichen", sagt Schwester Hedwig, die heute 55. Geburtstag feiert. Sie wollte nicht im Mutterhaus bleiben, wo bereits ihre beiden Vorgängerinnen leben. Da die Kongregation keine Filialen hat, entschied sie sich dazu, noch einmal etwas Neues machen. Ihre Abordnung nach Johannisthal fällt unter "missionarischer Auftrag" und bedeutet für den Orden Neuland.

Im Haus Johannisthal ist die Ordensfrau nun zu zwei Dritteln in der Verwaltung tätig. Die restliche Zeit widmet sie der geistlichen Begleitung der Gäste und arbeitet als Referentin. Die Befähigung dafür hat sie in Freising erworben. Im Dezember startet sie eine zweijährige Exerzitienleiterausbildung in Wien. "Mittelfristig wollen wir eine geistliche Gemeinschaft anbieten", erklärt Direktor Strigl. "Jeder, der auf der Suche ist, kann sich anschließen", fügt Schwester Hedwig hinzu, die "einfach für alle Menschen da sein und den franziskanischen Geist nach Johannisthal bringen will". Das Haus im geistlichen Bereich zu stärken, sieht sie als eine ihrer wesentlichen Aufgaben.

Auszeit genommen

1984 sei die Mitarbeiterin in der Wertpapierabteilung der Liga Bank Regensburg nicht in den Orden eingetreten, um Managerin zu sein, sondern um ein geistliches Leben zu führen. Bevor sie sich jetzt für Johannisthal entschied, habe sie sich eine Auszeit genommen und noch einmal in sich hineingehorcht, wohin ihre Sehnsucht gehe. "Der tiefere geistliche Bereich hat mich schon immer angesprochen."

8000 Übernachtungen

Nach der langjährigen Bauphase ist das Haus Johannisthal inzwischen wieder auf einem guten Weg. Beim Programmangebot befinde man sich noch in der Findungs- und Experimentierphase, gesteht Direktor Manfred Strigl. Im zu Ende gegangenen Jahr legte die Einrichtung um mehr als 2200 Übernachtungen auf rund 8000 zu. Sehr stark gefragt seien Kurse, Exerzitien und geistliche Begleitung. Bei einer Kapazität von 20 000 Übernachtungen gebe es aber noch viel Luft nach oben, meint Strigl. (ms)

Bildtext: Direktor Manfred Strigl ist glücklich: Seit 15. Januar steht ihm im Haus Johannisthal mit der Solanusschwester Hedwig wieder eine Ordensfrau zur Verfügung.

« zur Übersicht