Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert 70 Jahre Marienkapelle in Johannisthal

03.05.2025

Anlässlich des 70. Jahrestages der Marienkapelle auf der Anhöhe des Exerzitienhauses Johannisthal feierte Bischof Dr. Rudolf mit Direktor Manfred Strigl, den Hausangestellten und zahlreichen Gläubigen einen Festgottesdienst. Dieser fand wegen des größeren Platzangebots in der Hauskapelle St. Johannes der Täufer statt.

In seiner Homilie nahm der Diözesanbischof Bezug auf das Tagesevangelium (Joh 20, 19-31). „Im Zentrum des Evangeliums steht Thomas. Thomas ist für mich nicht der Patron der Zweifler, sondern der kritischen Christen, die auch einmal nachfragen“, erklärt der Bischof. Ihm, so der Bischof weiter, verdanken wir die wunderbare Selbstaussage Jesu: ‚Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben‘, denn es war Thomas, der Jesus gefragt hatte ‚Wir wissen nicht, wohin Du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?‘ Thomas hat bewusst gefragt. Daraufhin schenkt uns Jesus dieses wunderbare Wort (vgl. Joh 14, 4-6). Thomas ist damit für uns alle ein Vorbild. „Wir sollten als Christen, als Katholiken, nachfragen und sprachfähig über unseren Glauben werden. Dazu ist Johannisthal ein guter Ort, den Glauben zu vertiefen, sprachfähig zu werden und den einzelnen Fragen im Glauben nachzugehen und nachzuspüren“, so der Diözesanbischof.

Als Jesus sich am Auferstehungstag seinen Jüngern zeigt, ist Thomas als Einziger nicht dabei. Acht Tage später sind die Jünger wieder versammelt und Jesus zeigt sich erneut. Thomas möchte sich vergewissern, dass es wirklich der Herr ist. Jesus spricht ihn an: „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Thomas antwortet ihm: „Mein Herr und mein Gott!“ Jesus erwidert: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20, 27-29), so Bischof Voderholzer. Die 2. Lesung und das Evangelium seien älteste Zeugnisse für die Feier des Sonntags, der schon im NT „Tag des Herrn“ (vgl. Offb 1, 10) genannt wird und den Sabbat ablöst. 

Sodann schlägt der Bischof die Brücke zur Gottesmutter. Ausgerechnet an Ostern werde Maria in den Schrifttexten nicht erwähnt. Man liest von ihr in der Adventszeit, an Weihnachten, am 6. Januar und 2. Februar (Maria Lichtmess), anlässlich der Hochzeit zu Kana als Beginn des öffentlichen Wirkens, bei der Begegnung mit Jesus am Kreuz, und dann taucht sie erst wieder vor Christi Himmelfahrt auf, vor Pfingsten als sie mit den Aposteln betet. Auch an Pfingsten ist sie selbstverständlich dabei: „Was ist mit Ostern? Da schweigen die neutestamentlichen Zeugen.“ Bischof Rudolf erklärt das aus der damaligen Situation heraus: Es gäbe viele Überlegungen von Theologen. Entscheidend sind an Ostern die Berichte von den Begegnungen des auferstandenen Herrn vor seinen Jüngern, die allesamt das Ziel haben, sie im Glauben zu stärken und sie zu mutigen Verkündern und Zeugen der Auferstehung zu machen. Die gesamte geistliche Tradition teilt diese Auffassung, bei Maria war das aber nicht nötig. Sie musste nicht im Glauben gestärkt werden und vor allem als Zeugin wäre sie nicht so sehr in Frage gekommen. Wenn man schon den anderen Frauen nicht geglaubt hat, hätte man Maria erst Recht nicht geglaubt, so der Bischof. Kann man daraus schließen, dass Maria nicht Zeugin der Auferstehung war? Nein, sagt der Diözesanbischof, da seien sich die Christen immer einig gewesen. „Völlig undenkbar, dass der auferstandene Herr die Kunde seiner Auferstehung seiner Mutter von anderen hat überbringen lassen. Und so gibt es in der geistlichen Tradition die feste Überzeugung, dass der auferstandene Herr seiner Mutter als erstes erschienen ist.“

Mit Blick auf den gerade verstorbenen Pontifex erinnerte Bischof Rudolf daran, dass Franziskus Jesuit und ein großer Marienverehrer gewesen ist. „Es waren die Jesuitenpatres, die diese Begegnung des Auferstandenen vor seiner Mutter für ihre Spiritualität in ganz besonderer Weise fruchtbar gemacht haben.“ Im Exerzitienbuch des Heiligen Ignatius von Loyola werde die ganze vierte Woche der Betrachtung, der betenden Meditation, den Auferstehungsbegegnungen und der österlichen Freude gewidmet. Und der erste Betrachtungspunkt ist: Wie Jesus, der Auferstandene, seiner Mutter erscheint. „Liebe Schwestern und Brüder, was bräuchte die Kirche notwendiger als diese tiefgründende österliche Freude?“, so Bischof Dr. Rudolf Voderholzer.

Nach dem Gottesdienst zogen die Gläubigen bei strahlendem Sonnenschein in einer langen Prozession hinauf zur Marienkapelle, angeführt von einem Pilgerkreuz. Dort hielt der Diözesanbischof eine kurze Andacht mit Fürbitten, die an Maria gerichtet waren. Mit „Maria, Schwester im Glauben, bitte für uns!“ antworteten die Gläubigen. Pfarrer Manfred Strigl als Direktor des Hauses Johannisthal drückte in seinem Grußwort seine Freude darüber aus, dass Bischof Voderholzer anlässlich dieses freudigen Ereignisses nach Johannisthal gereist war. Passend zur Weihefeier der Marienkapelle gestalteten viele Frauen den Pontifikalgottesdienst mit. Mitarbeiterinnen vom Haus Johannisthal trugen die Lesungen und die Fürbitten vor. Und auch den Ministrantendienst versahen vier weibliche Jugendliche aus Windischeschenbach.

Waldkapelle „Madonna von Johannisthal“

Zur Ruhe kommen und Kraft im Gebet finden: Das verspricht die traumhaft gelegene Marienkapelle. Im Schutz der Waldbäume steht die kleine Kapelle an einem besonderen Platz. Das Herzstück ist die Muttergottes-Statue mit weit ausladendem Mantel, die aus der Werkstatt des Oberpfälzer Bildhauers Karl Bornschlegel stammt. Die Kapelle wurde nach Ideen des damaligen Stadtpfarrers Johannes Rösch von Windischeschenbach und des Parsberger Architekten Alfred Spitzner gebaut. Der Grundstein wurde am 22. August im Marianischen Jahr 1954 am „Fest des Unbefleckten Herzens Mariä“ gelegt. Am 15. Mai 1955 weihte Erzbischof Michael Buchberger die Kapelle.

Text: Peter Pirner

Fotos: Katrin Oppitz

 

 

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