Reaktion auf den Zeitungsartikel "Das Kreuz mit dem Glauben"

16.04.2025

Ein Leserbrief von Direktor Manfred Strigl auf einen Zeitungsbericht im "Neuen Tag" vom 14.04.25

Zu "Das Kreuz mit dem Glauben"

Wenn es um Gottesbeziehung geht, wie ich es in diesem Artikel lese, und sie gelingt, finde ich es immer super. Denn darauf kommt es in meinen Augen an. Und da freut es mich, wenn die beiden Herren ihren Platz gefunden haben, in der sie eine lebendige Gottesbeziehung erfahren und leben können.

 Ich möchte allerdings schon hinzufügen wollen, dass es auch in der katholischen (wie in der evangelischen) Kirche viele Formate lebendiger und lebensnaher Gottesdienste gibt. Nennen kann ich Lobpreisgottesdienste, Taizegebet, Nightfever, Kinder- und Familiengottesdiente und Vieles andere mehr.  Mit wenigen Kilometern sind diese Sonntag für Sonntag zu erreichen. Gottesdienste also, wie sie in diesem Artikel geschildert werden.

Für äußerst wichtig halte ich in diesem Zusammenhang auch, dass es keine Festlegung geben soll, was - auch für Jugendliche - gut ist: Orgel oder Gitarre oder sonst eine Gestaltung. In seinem Buch "Unter Heiden" beschreibt Tobias Haberl ganz stark die Vielfalt, die ihn anspricht, die er sucht - mal ganz modern, mal sogar lateinisch.... Und diese Vielfalt aufrechtzuerhalten und zu gestalten, ist sicher die Herausforderung unserer Tage. Dies trifft auch für die Predigten zu, die in unseren Kirchen (meistens) ohne KI persönlich und tiefschürfend - nach bestem Wissen und Können - die Botschaft Jesu nahebringen wollen.

Dass in Freikirchen die Gemeinschaft stärker zum Tragen kommt, mag ich keinesfalls bezweifeln. Und Menschen suchen Gemeinschaft, suchen Beheimatung. Wenn ich sehe, wie viel Begegnungsmöglichkeiten für Alt und Jung in unseren Pfarreien angeboten werden, kann ich gegenüber solchem Engagement oft nur den Hut ziehen. Dazu kommen viele Stunden des Kümmerns und Mitseins im Alltag. Als ich vor kurzem eine Person, die auch gerne zu einer Freikirche ging und auf einmal nicht mehr, fragte, was los sei, bekam ich zur Antwort: "Dort menschelt es auch!" Das ist wohl immer wieder neu fordernd, in der menschlichen Begegnung das Evangelium zu leben. Ich denke, da müssen und können alle gleichermaßen immerzu lernen.

Grundsätzlich bin kein Freund der Kirchensteuer; sie bringt uns viel Ärger. Aber: Geht es denn in den anderen Gruppierungen ganz ohne Geld? Wird da nicht sehr oft der Zehnte des Einkommens verlangt? Für mich ist wichtig, zu sehen, dass ein großer Betrag der Kirchensteuer für Arbeitsplätze, in kirchlichen Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kindergärten und an vielen anderen Orten für das Wohl und Heil der Menschen eingesetzt wird.

Nochmals: Wo finde ich eine lebendige Gottesbeziehung, wie finde ich in eine lebendige Gottesbeziehung hinein. Das ist für mich - vor allem in meinem Dienst - das Entscheidende. Und da wird es ganz unterschiedliche Ansätze brauchen und geben.  Papst Benedikt hat zurecht gewusst: So viele Menschen, wie es gibt, so viele Wege zu Gott gibt es - und so viele Wege von Gott zu den Menschen!

Ich möchte herzlich einladen, der Kirche vor Ort (oder in der näheren Umgebung) eine Chance zu geben. In ihr ist - trotz allem - sehr viel Lebendigkeit und Engagement, Glaubensfreude und Glaubenstiefe.  Johannes Paul II., dessen 20. Todestag wir demnächst gedenken, sagte: "Auftreten statt austreten!" Und das ist auch mein größter Wunsch: Auftreten! Sich einbringen! Konstruktiv kritisch und bestärkend!!

 Manfred Strigl, Direktor des Haus Johannisthal, Regionaldekan für Neustadt-Weiden

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